Die Prothesenwand im Plaunschen Grund


Im Plauenschen Grund am Stadtrand von Dresden gibt es an der sog. Prothesenwand seit vielen Jahre eine kleine Behindertenkletterwand. Diese wurde auf private Initiative von Jost Hartmann und Beate Lange im Einvernehmen mit dem damaligen Flächeneigentümer eingerichtet. Die speziell mit künstlichen Griffen ausgestattete Wand wurde in der Vergangenheit rege genutzt. Auch Kletterkurse für Menschen mit Beeinträchtigungen fanden dort statt. 

2019 hatte die Stadt Dresden das öffentliche Gelände mit dem Felsen gekauft und möchte das Klettern an der gesamten Prothesenwand nun aus naturschutzrechtlichen Gründen unterbinden. Wir bemühen uns gemeinsam mit dem SBB - bisher leider vergeblich - um eine Lösung für die Klettergenehmigungen im Plauenschen Grund. Aus unserer Sicht sollte gemeinsam mit der Stadt Dresden eine Gesamtlösung für das Klettern im Plauenschen Grund in Form einer Kletterkonzeption gefunden werden, bei der zukünftig sensible Felsbereiche geschützt werden, das Klettern an einzelnen Wandarealen genehmigt wird und die Behindertenkletterwand erhalten werden kann. 

mdr Sachsenspiegel vom 09.04.2021
© Thomas Türpe
© Thomas Türpe

Beate Lange hatte im März 2021 eine e-Petition gestartet, um die Behindertenkletterwand zu erhalten. Innerhalb der kurzen Mitzeichnungsfrist von 25 Tagen haben über 1600 Menschen die an die Stadt Dresden gerichtete Petition unterzeichnet. Diese Unterschriftenmenge zeigt das große öffentliche Interesse an der Thematik. Die Petition wurde an Oberbürgermeister Dirk Hilbert übergeben.

Das in Auftrag gegebene Naturschutzgutachten empfiehlt explizit die Freigabe für das Klettern. Die Prothesenwand ist naturschutzfachlich gesehen einer der am wenigstens wertgebenden Felsen des gesamten Plauenschen Grundes. Für die Dresdner Bergsportvereine ist eine Sperrung als Kletterfelsen daher nicht nachvollziehbar.

Abbau der Klettergriffe durch die Stadt

© DAV Landesverband Sachsen
© DAV Landesverband Sachsen

Die Stadt Dresden hat am 22. und 23. April 2021 aus Verkehrssicherungsgründen im Plauenschen Grund die Behindertenkletterwand komplett zurückbauen lassen. Es gab vorab hierzu keine Kontaktaufnahme zu den Initiatoren der Petition oder zum DAV. Es wurden - während des aktuell noch laufenden Petitionsverfahrens - sämtliche künstlichen Klettergriffe im linken Teil der Prothesenwand entfernt und die Löcher der Befestigungen für die Griffe mit Kleber verschlossen. Zudem wurde im Bereich der Behindertenkletterwand das Sicherungsmaterial entfernt.

Der DAV hatte im Dezember 2020 der Stadt Dresden angeboten die Kunstgriffe vorübergehend zu demontieren, bis eine Lösung zur Frage der naturschutzrechtlichen Klettergenehmigung gefunden ist. Ziel dieses Angebots war, dass die Löcher für die Befestigung der Griffe nicht - wie aktuell geschehen - verschlossen werden, um später im Rahmen der Reinstallation wieder aufgebohrt zu werden bzw. neue Löcher in den Fels bohren zu müssen. Dieses Angebot hatte die Stadt Dresden abgelehnt. Sowohl aus naturschutzfachlicher wie auch aus kommunikativer Sicht hat die Stadt Dresden ein fragwürdiges Vorgehen gezeigt. Dass eine Behörde ohne Rücksprache mit den Bergsportverbänden Sicherungsmittel an einem Kletterfelsen, für den ein Antragsverfahren läuft, entfernen lässt, ist leider ein negatives Kapitel, das es bisher in Sachsen so noch nicht gab.

Ende Mai 2021 hat sich das Umweltamt Dresden per E-Mail an die Betreiber der Website thecrag.com gewandt. Unter Androhung weiterer Maßnahmen wurden die Betreiber der Homepage aufgefordert, die bekletterten Felsen im Plauenschen Grund bei der Auflistung bei thecrag.com als naturschutzrechtlich gesperrt auszuweisen bzw. zu löschen. Dies steht im Widerspruch zur schriftlichen Mitteilung des Büros der Dresdner Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen vom März 2021, wobei dem DAV Sachsen ein ergebnisoffenes Verfahren für die Zulassung der bekletterten Felsen im Plauenschen Grund zugesichert wird. Diese Aussage wurde bereits vorher auch von der Landesdirektion Sachsen mitgeteilt.

Der DAV Sachsen und der SBB bemühen sich gemeinsam mit dem Umweltamt Dresden eine Kletterkonzeption für den Plauenschen Grund zu erstellen und die naturschutzrechtliche Zulassung des Klettersports an einzelnen Wandarealen zu realisieren. Wir haben die Betreiber der Website thecrag.com gebeten, der Aufforderung des Umweltamtes zur Löschung der Felsen bzw. der Markierung als gesperrte Felsen nicht nachzukommen, da das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. Die Ergebnisse einer gemeinsam erarbeiteten Kletterkonzeption, deren Ziel es ist naturschutzfachlich sensible Felsbereiche im Plauenschen Grund zu schützen, sollten in Zukunft unbedingt veröffentlicht werden. Ein Vorpreschen des Umweltamtes ohne Absprache, wie aktuell geschehen, ist dem weiteren Abstimmungsprozess jedoch wenig förderlich.   

Entfernung der Sicherungsmittel am 26.11.2021

© DAV Landesverband Sachsen
© DAV Landesverband Sachsen

Mit Leitern und Fixseilen wurden am 26.11.2021 die unteren Bohrhaken von einigen Routen abgeflext und umgeschlagen. In einigen Routen wurden alle Zwischensicherungen durch entfernt. Bereits im April 2021 hatte die Stadt Dresden eine Firma mit dem vollständigen Rückbau der künstlichen Klettergriffe im linken Teil der Prothesenwand beauftragt, obwohl sich im Vorfeld mehr als 1600 Menschen für den Erhalt der Behindertenkletterwand im Rahmen einer e-Petition ausgesprochen hatten.

Im linken Teil der Prothesenwand ist ein Schild "Betreten verboten!" im Namen der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) der Landeshauptstadt Dresden befestigt. Genau für diesen Wandteil wurde der Stadt Dresden vom Naturschutzgutachter die Freigabe für den Klettersport empfohlen. 

Wir haben bei der Stadt Dresden angefragt, ob sie als Flächeneigentümerin der Prothesenwand das Entfernen der Sicherungsmittel in Auftrag gegeben hat, und haben die sofortige Einstellung dieser Arbeiten gefordert. Dies ist nicht erfolgt. Am 02./03.12.2021 wurden die restlichen Haken entfernt. Nun sind alle Sicherungshaken entfernt.

© DAV Landesverband Sachsen
© DAV Landesverband Sachsen

An einem Samstag Mitte März haben die drei Dresdner DAV-Sektionen - Akademische Sektion Dresden (ASD), Sektion Dresden (SD) und der Sächsischer Bergsteigerbund (SBB) - an der Prothesenwand einen Clean-Up Day durchgeführt.

Dabei wurde im Wald oberhalb der zurückgebauten Behindertenkletterwand mit Unterstützung durch knapp 50 Bergfreunde eine wilde Müllkippe beseitigt, wobei ca. 10 Kubikmeter Müll gesammelt und den Hang hinunter zur Straße transportiert wurden. Danke nochmal an alle Beteiligten und an die Stadt Dresden, die neben der Bereitstellung des Containers auch die Entsorgung des Mülls übernommen hat!